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Ausstellung: Psychiatrie und Nationalsozialismus im deutschen Südwesten

Am 8. Oktober kamen rund 60 Gäste, darunter Studierende sowie einige Dozierende, zur Vernissage der Ausstellung des Württembergischen Psychiatriemuseums „Psychiatrie und Nationalsozialismus im deutschen Südwesten“, die noch bis 31. Oktober 2024 an der Fakultät Sozialwesen der DHBW Stuttgart zu sehen ist.

Kurator Dr. Bernd Reichelt (Forschungsbereich Geschichte und Ethik in der Medizin; ZfP Südwürttemberg / Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Ulm) ging in seinem Eröffnungsvortrag zur Ausstellung auf das Thema Euthanasie ein: Im Nationalsozialismus wurden in Grafeneck ca. 10.000 Menschen mit Behinderung oder psychischen Störungen ermordet, in Gesamtdeutschland waren es 70.000 Menschen. Reichelt ist Ansprechpartner für die Ausstellung und Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Geschichte der Nervenheilkunde (DGGN).

Die Ausstellung beleuchtet die Rolle der Psychiatrie im Nationalsozialismus am Beispiel der Heilanstalt Zwiefalten. Sie thematisiert auch die Schicksale jüdischer Psychiatriepatient*innen und weitere lokale Aspekte der NS-Zeit, darunter die Zwangsaltenheime in Tigerfeld und Buttenhausen. Die Ausstellung schafft einen Raum für Reflexion und Erinnerung und verdeutlicht die historische Bedeutung der genannten Orte.

Nach dem Vortrag nutzten die Teilnehmenden die Gelegenheit der Kuratorenführung, um durch die Ausstellung zu gehen und sich mit dem wenig bekannten und zugleich belastenden Kapitel der regionalen Geschichte auseinanderzusetzen. Unterstützt wurde die Veranstaltung vom Verein der Freunde und Förderer der DHBW Stuttgart.

Für die Studierenden der Sozialen Arbeit an der DHBW Stuttgart ist die Einordnung der Euthanasie in den Nationalsozialismus von besonderer Bedeutung, da sie in ihren Praxisphasen häufig mit Menschen mit Behinderung arbeiten. Für die Fakultät Sozialwesen ist die Ausstellung daher eine wichtige Ergänzung zu den regulären Lehrveranstaltungen, denn die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit lehrt die Studierenden, Handlungsspielräume zu gewinnen und persönliche und kollektive Identitäten bewusst zu gestalten. 

Die Ausstellung kann bis 31. Oktober 2024 kostenlos zu den üblichen Öffnungszeiten in der Studierendenlounge der Fakultät Sozialwesen (Rotebühlstr. 131, 70197 Stuttgart) besucht werden.