Wir gratulieren unserer Professorin Dr. Marion Burckhardt aus dem Studienzentrum Gesundheit!
Das Innovationsfondsprojekt „Evaluation eines strukturierten und leitlinienbasierten multimodalen Versorgungskonzeptes für Menschen mit Akne inversa (Ai) - EsmAiL" - ist in der vergangenen Woche gleich dreifach mit renommierten Preisen ausgezeichnet worden.
In dem vom Innovationsausschuss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) unter dem Förderkennzeichen 01NVF18008 geförderten Projekt wurde eine neue Versorgungsform für Menschen mit Akne inversa unter der Konsortialführung von Herrn Prof. Grabbe, Direktor der Hautklinik der Universitätsmedizin Mainz, erprobt. Konsortialpartner waren die Deutsche Gesellschaft für Wundheilung und Wundbehandlung e.V. (DGfW), das Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, das Interdisziplinäre Zentrum für Klinische Studien (IZKS) der Universitätsmedizin Mainz sowie die Techniker Krankenkasse (TK) und die BARMER.
Akne inversa ist eine chronisch entzündliche Hauterkrankung, die in inversen Hautfalten (z. B. im Achsel- oder Intimbereich) auftritt. Die meist jungen Betroffenen sind durch die schmerzhaften und oft nässenden Läsionen in ihrer Lebensqualität, Teilhabe und Alltagsaktivität stark eingeschränkt. Arbeitsunfähigkeit bis hin zur Erwerbsminderung, soziale Isolation und Depressionen sind häufige Folgen der Erkrankung.
Zentraler Bestandteil der neuen Versorgungsform ist ein strukturierter, leitlinienbasierter, digital gestützter und qualitätskontrollierter Behandlungsalgorithmus, der um Komponenten wie physikalische Therapie mit intensiv gepulstem Licht (lAight®-Therapie), Patientenedukation zu den Risikofaktoren Stress, Rauchen und Übergewicht, Schmerzmanagement und Wund- und Läsionsversorgung ergänzt wurde. Die integrierte digitale Lösung umfasst nicht nur eine einfache Dokumentation, sondern ein Tool zur digitalen Therapieplanung, Dokumentation und Evaluation anhand von Responderkriterien sowie eine externe Qualitätssicherung durch Fach-Audits, ohne welches die Umsetzung der neuen Versorgungsform nicht in dieser Struktur und Qualität möglich ist.
Die AiZ-Teams wurden von den Projektbeteiligten der Hautklinik der Universitätsmedizin Mainz und der Deutschen Gesellschaft für Wundheilung und Wundbehandlung e.V. (DGfW) nach einem für dieses Projekt entwickelten, leitlinienbasierten Curriculum geschult. Neben dem Behandlungsalgorithmus und der Wund- und Läsionsversorgung waren die professionelle Anleitung der Betroffenen zur Selbsthilfe und zum Umgang mit der Erkrankung im Alltag wichtige Bestandteile des Curriculums.
Die innerhalb des Projektes etablierten Akne inversa Zentren (AiZ) wurden interdisziplinär (Dermatologie, Allgemeinmedizin, Chirurgie) aufgebaut und in Praxen, Kliniken und Wundzentren angesiedelt. Die Beratung und Koordination der Betroffenen, die gezielte Therapie und Motivation zur Reduktion von Risikofaktoren sowie die leitliniengerechte Behandlung der Läsionen wurde von innerhalb der AiZ von einem speziell geschulten multiprofessionellen Team umgesetzt.
Nach einem Untersuchungszeitraum von einem Jahr war die Krankheitslast der in den AiZ behandelten Studienteilnehmer*innen geringer und die Lebensqualität höher als bei den Teilnehmenden der Kontrollgruppe, die in der Regelversorgung behandelt wurden.
Konkret zeigten sich in der AiZ-Gruppe eine stärkere Reduktion der entzündlichen Läsionen, weniger Schmerzen, eine geringere psychische Belastung sowie eine höhere Patientenzufriedenheit im Vergleich zur Kontrollgruppe. Insgesamt waren die im AiZ behandelten Ai-Betroffenen im Umgang mit ihrer Erkrankung gestärkt und zufriedener. Die Prozessevaluation zeigte, dass die Beratungsangebote in den AiZ, die vor allem von Gesundheitsfachberufen durchgeführt wurden, gut angenommen wurden. Die Patientinnen und Patienten konnten ihr krankheitsbezogenes Wissen und ihre wahrgenommene Selbstwirksamkeit verbessern und bewerteten sowohl den Umgang mit der Wundversorgung als auch die Berücksichtigung ihrer Bedürfnisse bei der Therapieentscheidung als positiv. Insgesamt wurden weniger Medikamente und Biologika eingesetzt, dafür mehr Bestrahlung mit intensiv gepulstem Licht und Radiofrequenz (lAight®-Therapie). Die Behandlungskosten waren im Vergleich zur Regelversorgung – trotz besserer Behandlungsqualität – deutlich geringer.
Für diesen Erfolg wurden die Hautklinik der Universitätsmedizin Mainz und ihre Konsortialpartner in der vergangenen Woche gleich mehrfach ausgezeichnet.
Am Dienstag, den 05.11.2024, erhielt das Projekt „EsmAiL“ den 1. Jurypreis des MSD-Gesundheitspreis 2024. Der Preis wurde von den Projektbeteiligten Brigitte Nink-Grebe und Prof.in Dr. Marion Burckhardt von der Deutschen Gesellschaft für Wundheilung und Wundbehandlung e.V. (DGfW), gemeinsam mit Alexandra Strobel von der Martin-Luther-Universität Halle entgegengenommen. Kurz darauf wurde ihnen auch der MSD-Publikumspreis für das Projekt verliehen. Daraus lässt sich vermuten, dass dieses Projekt auch für Ai-Betroffene eine hohe Relevanz hat.
Am 06.11.2024 wurde für das Projekt „EsmAiL“ der renommierte Hufeland-Preis der Deutschen Ärzteversicherung an Dr. Michael Schultheis und Dr. Katharina Henning von der Hautklinik der Universitätsmedizin Mainz und an Dr. Marcus Heise von der Martin-Luther-Universität Halle verliehen. Prof. Dr. Stephan Grabbe, Direktor der Hautklinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz und Konsortialführer des Forschungsprojekts, sieht in der dreifachen Auszeichnung für EsmAiL eine Bestätigung des Forschungsansatzes. Brigitte Nink-Grebe, Generalsekretärin der DGfW, forderte im Rahmen ihrer Laudatio zum MSD-Preis, dass positiv evaluierte Innovationsfonds-Projekte zeitnah in die Regelversorgung gelangen und verband mit der Preisverleihung die Hoffnung, dass diese dazu beitragen wird, die neue Versorgungsform möglichst schnell flächendeckend in Deutschland umzusetzen. Es brauche jetzt zügig kollektive Selektivverträge, um die erprobte neue Versorgungsform in spezialisierten AiZ anzubieten und dadurch auch die Krankheitslast der Betroffenen und die Kosten der Behandlung zu senken. Prof. Dr. Marion Burckhardt fügte hinzu, dass man dies auch den von Ai betroffenen Studienteilnehmer*innen schuldig sei, die trotz ihrer vielfältigen Symptome weite Wege auf sich genommen hätten, um an einer so umfangreichen Studie teilzunehmen.