Vortragsreihe am Campus Horb erfolgreich gestartet
„Work Life Balance betrifft jeden und hat Konjunktur“ führt Deuer in seinen Vortrag ein. Als Professor für Mitarbeiterführung und Personalmanagement beschäftigt er sich seit vielen Jahren mit diesem Thema, denn praktisch alle Menschen in Beschäftigung stehen vor der Herausforderung, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich verändert. So ermöglicht der technologische Wandel flexiblere Arbeitsformen, der demographische Wandel stärkt die Marktposition der Fachkräfte, die gesellschaftliche Tendenz geht eher weg vom reinen Karrierestreben und hin zu mehr Familie und Freizeit. Und nicht zuletzt schaffen die rechtlichen Rahmenbedingungen Raum für Elternzeit, Pflegezeit und dergleichen. Aus diesem Grund werden als wichtige Einflussfaktoren für eine positive Work Life Balance die Familie, eine flexible Arbeitszeit, Teilzeitarbeit und Freizeit genannt.
Seit 2015 leitet Deuer eine Panel-Studie der DHBW, mit der u. a. untersucht wird, wie hoch die Abbruchneigung der Studierenden der DHBW ist und was die Gründe dafür sind. Immerhin ist das duale Studium ein Intensivstudium, es gibt keine Semesterferien, viele Studierenden pendeln zwischen Wohnort, Studienort und Kooperationsunternehmen und deshalb stellt sich die Frage, wie dual Studierende ihre Work Life Balance wahrnehmen. Aber nicht nur der Grad der Work Life Balance wird mit der Studie erhoben, sondern auch der wahrgenommene Mix aus Anforderungen und erfahrenen Belohnungen.
Die ersten Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Theoriephase an der Hochschule für die Studierenden mit deutlich mehr Stress verbunden ist, als die Praxisphase im Unternehmen. Im Gegensatz dazu werden zu geringe Anforderungen im Unternehmen eher als Problem empfunden. Des Weiteren wird von den Studierenden das Pendeln zwischen Wohnort und Unternehmen als belastend empfunden, insbesondere dann, wenn die Entfernung 50 Kilometer übersteigt. Insgesamt rund 37% der Studierenden zeigen Zeichen einer sogenannten Gratifikationskrise – sie fühlen sich nicht gerecht behandelt im Verhältnis dazu, was sie leisten. Ihnen fehlt der aus ihrer Sicht angemessene Ausgleich, zum Beispiel in Form von Wertschätzung, Vergütung usw. Im Querschnitt hat die Studie eine Abbruchneigung von rund 19% ermittelt, wobei der Campus Horb mit einer Abbruchneigung von 11,9% im Vergleich ganz gut dasteht.
Am Ende des Vortrags stellt Deuer die Frage, was wir als Hochschule und was die Unternehmen tun können, um sowohl die Work Life Balance als auch die Zufriedenheit der Studierenden zu verbessern. „Unsere Generation hat vermutlich noch ein ganz anderes Verständnis von Studium und Arbeit, frei nach dem Motto Lehrjahre sind keine Herrenjahre“, sagt Deuer mit einem Schmunzeln. Die daraus folgende intensive Diskussion mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmer schließt Deuer ab mit der Empfehlung „wir müssen diese Veränderungen sehr ernst nehmen, ansonsten können wir die Arbeits- und Hochschulwelt der Zukunft nicht bewusst und gezielt gestalten“.