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Wirtschaftsforum Süd informiert sich am Campus Horb - Hans-Dieter Wehle klärt Unternehmer über Digitalisierung auf

40 Milliarden Geräte gibt es bereits auf dieser Welt, die miteinander kommunizieren können. Eines davon hält so gut wie jeder täglich in der Hand: das Smartphone. Ein Mini-Computer, sagt Hans-Dieter Wehle, der die Welt verändert. Die 50 Gäste im Hörsaal des Horber Hochschul-Campus sind ausnahmsweise keine Studierenden, sondern wissbegierige Unternehmer aus dem Nordschwarzwald. Sie wollen von dem Wirtschaftsinformatiker erfahren, wohin die digitale Reise geht.

Gruppenbild beim Wirtschaftsforum Süd

Dabei hat sie doch eben erst richtig Fahrt aufgenommen, sagt Dr. Tim Jansen. Genau genommen, seit vor zehn Jahren das Smartphone populär wurde. Inzwischen trägt fast jeder einen permanenten Internetzugang bei sich. Sogar Maschinen lassen sich mit ihm steuern und kommunizieren über das Internet. Mit revolutionären Auswirkungen auf den Markt vollzieht sich die Digitalisierung selbst eher evolutionär, sind sich die Professoren Dr. Hartmuth Diery, Leiter der Dualen Hochschule, und Jansen einig. Gerade im Mittelstand sei häufig noch Zurückhaltung wahrzunehmen. Über all dem schwebt die Frage, die den Unternehmern auf den Nägeln brennt: Wie lässt sich IT im Betrieb noch managen? Allein in Horb gibt es fünf Studiengänge, die sich damit auseinandersetzen.

„Herbst 4.0“ hat das Wirtschaftsforum Süd seine Veranstaltungsserie überschrieben, die beim Maschinenbauer Homag begann und in der Neckarstadt zu Ende ging. Hier hat das Steinbeis Transferzentrum Industrielle Digitalisierung seinen Sitz, dessen Gründer Jansen und Wehle sind. Die Plattform bietet Unternehmen Hilfestellung auf dem Weg in die digitale Zukunft.

Künstliche Intelligenz begleitet Wehle schon seit Jahrzehnten. Deshalb ist für ihn das „Unvorstellbare“, das auf die Menschheit zurollt, nicht beängstigend. „Da wird noch viel mehr passieren“, ist der Wirtschaftsinformatiker überzeugt. Längst ist das fliegende Taxi Realität, wie er mit einem Video über junge Entwickler beweist. „Die Digitalisierung bringt einen Kulturwandel mit sich, der seinesgleichen sucht.“ Wurden vor 20 Jahren noch 100 Gigabyte an Daten pro Stunde produziert, sind es heute 45000 in der Sekunde.

Die Gefahr, die in der Digitalisierung steckt: Randgruppen missbrauchen moderne Kommunikationsformen für ihre Ziele. Sogar Wahlkämpfe werden digital gesteuert. Daten sind in Wehles Augen „das Elixier der Welt, um das es geht.“ Eigentlich nichts Neues, denn ein guter Vertriebsmitarbeiter habe schon immer über sein Gegenüber Bescheid gewusst.

„Daten zu besitzen ist nichts Schlimmes“, sagt Wehle, dem „in Deutschland zu viel Politik mit der Angst betrieben“ wird. Für seine Daten sei jeder selbst verantwortlich. Sogar Politiker würden oftmals mehr von sich preisgeben, als gut ist. Längst werde Weltpolitik via Twitter gesteuert, und mit Sophia bürgerte Saudi-Arabien die erste Roboterfrau ein. „Wir werden immer mehr elektronische Freunde haben“, ist der IT-Spezialist überzeugt, „die uns assistieren.“ Das Smartphone werde dann Ausweis, Scheck- oder Versicherungskarte ersetzen. Es werde fahrerlose Transportmöglichkeiten geben. Wehle denkt an die alte Dampfmaschine: „Das hatten wir alles schon mal!“

Der Referent nannte auch die Schattenseiten, wenn Menschen einsam werden, Hetze im Netz betreiben oder kriminell im Darknet unterwegs sind. Dabei brach er eine Lanze für die Jugend, die sich laut Untersuchungen in sozialen Netzwerken dezenter verhalte als andere Altersgruppen. US-Firmen würden 83 Prozent des Marktes beherrschen. Europa müsse dem entgegensteuern, brauche Standards und einheitlichen Datenschutz.

„Ich bin mehr als gespannt, wo das alles hinführt“, sagte Curt Volle vom Wirtschaftsforum Süd. Viele seien mit der Arbeitsverdichtung heute schon überfordert, weiß der Fachanwalt für Arbeitsrecht. Von einem beeindruckenden Blick in die Zukunft sprach Carl Christian Hirsch. Der Leiter der Geschäftsstelle Nagold der Industrie- und Handelskammer Nordschwarzwald: „Ich habe aus unserer gemeinsamen Veranstaltungsserie einiges mitgenommen.“