Soft Skills
Unternehmensplanspiel Wirtschaftsingenieurwesen
Mitte Januar stand für die Studierenden des ersten Semesters im Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen ein zweieinhalbtägiges Unternehmensplanspiel auf dem Vorlesungsplan. Als erste machten sich die Kurse A und B mit insgesamt ungefähr 70 Teilnehmenden auf in den Welzheimer Wald, um im Schullandheim Mönchhof fernab jeglicher Zivilisation in die Tiefen der Betriebswirtschaftslehre einzutauchen. In dieser unscheinbaren Häusergruppe befanden sich die Konzernzentralen einer erstaunlichen Anzahl von Firmen, die sich alle auf Herstellung und Vertrieb von Kopiergeräten spezialisiert hatten und ihre gesamten Vorstandsmitglieder durch unerfahrene Nachwuchsführungskräfte ersetzen wollten. Diese Herausforderung und damit die Möglichkeit, in einem der zumeist aus fünf Personen bestehenden Vorständen unsere unternehmerischen Fähigkeiten unter Beweis stellen zu können, nahmen wir natürlich gerne an. Die Aufgabe bestand darin, jeweils am Ende der sechs bzw. acht Spielperioden einem der insgesamt drei Spielleiter ein Blatt mit unseren Entscheidungen hinsichtlich Personalbestand, Investitionen, Preis der Produkte usw. auszuhändigen. Als Lohn bekamen wir am Anfang der nächsten Periode einen ganzen Stapel Blätter mit einem zunächst undurchsichtigen Wald von Zahlen, denen nach einiger Einarbeitungszeit die Erfolge oder Misserfolge unseres unternehmerischen Handelns zu entnehmen waren. Die Rahmenbedingungen wurden durch Beschreibungen des sich verändernden Szenarios ergänzt. Dabei zeichneten sich verschiedenste Firmenphilosophien ab: Von Unternehmen, deren einzige Strategie es war, keine Strategie zu haben, über andere, bei denen sich Zielvorstellungen und Realität immer weiter voneinander entfernten, bis zu solchen, die höchst erfolgreich waren, ohne zu wissen, warum, war alles vertreten. Einige manövrierten sich mit unglaublicher Schnelligkeit und Zielsicherheit in den finanziellen Ruin, während ihre Konkurrenten mit enormen Erfolgen trumpften. Da man jedoch bekanntlich aus Fehlern lernt, konnten wir uns am Ende alle mit Recht als Gewinner bezeichnen. Die „Feierabende“ wurden stets in geselliger Runde verbracht und sorgten dafür, dass auch Spaß und gegenseitiges Kennenlernen nicht zu kurz kamen.
Ziel des Unternehmensplanspiels war es, mit bewusst geringen Vorkenntnissen aus realitätsnahen Situationen wirtschaftliche Zusammenhänge abzuleiten. Obwohl einigen Teilnehmer*innen eine eher konventionelle Vorgehensweise lieber gewesen wäre, das heißt eine fundierte Einarbeitung und ein zu einem späteren Zeitpunkt angesetztes Planspiel, um dort das erlernte theoretische Wissen in die „Praxis“ umzusetzen, hat sich diese Veranstaltung für uns alle auf jeden Fall gelohnt.
Die hier gewonnenen Erkenntnisse sind sicherlich ein gutes Hintergrundwissen für das Fach BWL und könnten uns vielleicht sogar in einer der nächsten Praxisphasen nützlich sein. Insgesamt war das Unternehmensplanspiel also eine angenehme Bereicherung des Studienalltags.
Philipp Groenwald
„Planspielen“ – oder das echte Leben
Der Mönchshof, ein Ort der in keinem Navigationssystem zu finden ist, war auch dieses Jahr wieder Ziel der WIW-Erstsemestler. Das dort stattfindende Planspiel sollte neben der unterhaltsamen Suche nach dem Veranstaltungsort noch andere Herausforderungen bieten …! Eine der ersten war, die Zusammenhänge eines komplexen Planspiels, bestehend aus mehreren Konkurrenzunternehmen und schwankenden Marktverhalten, zu verstehen. Um dies zu einem gewissen Grad zu gewährleisten und denjenigen, welche die vorher ausgehändigten Unterlagen nur „quasi“ durchgearbeitet haben, noch eine Chance zu geben, erarbeiteten wir zunächst in „Expertengruppen“ die einzelnen Inhalte der verschiedenen Fachbereiche des Planspiels.
Aufgabenstellung: Übernahme der Vorstandsposten einer Firma und auf Grundlage der gegebenen Produktionsmittel, Finanzen und Marktberichten die Firma am Markt gegen die Konkurrenz postieren.
Der Beginn
Nach kurzem Präsentieren der Themengebiete vor dem Plenum wurden ganz unbürokratisch durch abzählen der Köpfe in den Expertengruppen die Teams bzw. Firmen gebildet. Dadurch befand sich nun in jeder Firma ein* Experte*in des jeweiligen Fachbereichs, so dass jede Firma auf fähige, solide ausgebildete Mitarbeitende vertrauen konnte. Aber wie das nun mal mit der Theorie und Praxis so ist, mussten wir feststellen, dass auch hier Theorie alleine nicht alles ist. Nun konnte es zwar losgehen … aber letztendlich blieb die Frage „Wie beginnen, wo anfangen?“ in den einzelnen „Vorstandsbüros“ stehen.
Was sollen uns die Zahlen und Fakten über den Zustand der frisch übernommenen Firma und der aktuellen Marktsituation sagen? Wie mit ihnen arbeiten und deren Aussagekraft beurteilen?
Das Spiel entwickelt sich ...
Die meisten Firmen entschlossen sich dazu, ihre revolutionären Ideen, mit denen man gleich von Beginn an die Konkurrenten zu Opfern degradieren wollte, möglichst lang und heftig zu diskutieren. Anschließend galt es dann also „nur noch“ diese Strategien durchzurechnen und die Finanzierung sicher zu stellen – was sich bei einigen Firmen als durchaus schwierig herausstellen sollte, besonders wenn sich die errechneten Marktanteile nicht mit der Realität deckten und die Selbstkostenrechnung auch nur bedingt korrekt war.
Und so wurde bei einigen aus dem Planspiel ein „Plan raten“. Natürlich gab es auch von Anfang an gut organisierte Teams, die mit langfristigen Strategien, enger Kalkulation und solider Finanzierung große Marktanteile gewinnen konnten.
Die Abendgestaltung
Gute Organisation war auch das Motto der Abendgestaltung – sofern man nicht schon nach 2 Stunden auf dem Trockenen sitzen wollte.
Man sollte sich an dieser Stelle nochmals die sehr ablenkungsarme, idyllische und vor allem tankstellenfreie Lage des Schullandheims zurück ins Gedächtnis rufen.
Der erste Abend gestaltete sich in etwa so:
- kurze Diskussion über das Planspiel
- längere Diskussion über „diverse Lebensmittel“ und der Reichweite ihres Vorrats
- feststellen, dass man aus guten alten Klassenfahrtzeiten noch nicht viel gelernt hat
- diverse Gemeinschaftsbeschäftigungen. Hier sei am Rande die eine, mehr oder weniger kleine, jedoch sehr stimmungsvolle (wie noch im nächsten Ort zu hören war …) Polonaise erwähnt. Zugegebenermaßen zu später Stunde mit dem Zweck, den einen oder anderen noch mal zu „motivieren“.
Es kam wie es kommen musste, der Dienstagmorgen war da und eine verschwommene neue Periode im Planspiel begann. Trotz der inzwischen sehr unterschiedlichen, Finanz- und Erfolgslage der einzelnen Unternehmen, von fast pleite bis zum Marktbeherrscher war alles vertreten, fand jedes Team allmählich zu einem soliden Konzept und zog Konsequenzen aus den Fehlern des ersten Tages. Als dann leider doch die erste Firma am 2. Spieltag insolvent war, wurden deren Vorstandsmitglieder auf die anderen Firmen aufgeteilt, und die jeweiligen Vorstandsvorsitzenden der bereits existierenden Firmen übernahmen zusammen eine neue „Allstar-Firma“.